Andrea Mantegna: Tod Mariä, um 1455; Madrid, Museo del Prado
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4. Ars moriendi - die Kunst des Sterbens

In Spätmittelalter und Früher Neuzeit galt, dass die "sittliche Verfassung des Menschen in seiner Todesstunde (...) sein ewiges Geschick bedingte" (TRE 4, S. 144). Es war also wichtig, rechtzeitig auf den Tod vorbereitet zu sein - in unsicheren Zeiten, mit Krieg, Hunger und Pest, kein leichtes Unterfangen. Oft kam der Tod mit einer Plötzlichkeit, die die Dauer der Vorbereitung auf den Tod erheblich verkürzen konnte.

Kurz: Schon die Gesunden mussten wissen, was die Sterbestunde mit sich brachte. Dafür schrieben Geistliche Anleitungen über die Kunst des heilsamen Sterbens, die sogenannten ars moriendi. Ursprünglich als Hilfe für junge Priester gedacht, wurden die ars moriendi schließlich auch für den Laien in die Volkssprachen übersetzt. Sie fanden v.a. vom 15. bis 17. Jahrhundert eine weite Verbreitung.

Ein Vorbild dafür war der dritte Teil ("De arte moriendi") der Schrift "Opus tripartium" von Johannes Gerson (1363-1429). Die Abhandlung Gersons bestand, wie viele nachfolgende Schriften, aus drei Teilen: Ermutigen, Fragen und Beten. Darüber hinaus liefert der Verfasser Hinweise zur praktischen Handhabung. (Neher, Ars moriendi, S. 187)

Hinzu kamen immer mehr Sterbebücher: die sogenannten Bilder-Artes, die mit Bild und Text ausgestattet waren. Auch sie hatten den Zweck, dem Sterbenden die vor ihm liegenden Geschehnisse vor Augen zu führen, "damit er sich wappnen könne" (ebd., S. 71).

Doch was genau hatte der Sterbende zu erwarten? Wie musste sich der Einzelne vorbereiten, dass er sich seines Seelenheils sicher sein könnte? Worin bestand die Kunst des Sterbens?

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