7. In der Realität...
...sah so manches freilich anders aus.
Die Zustände z.B. während des Dreißigjährigen
Krieges (1618-1648) ließen gute Ratschläge zu
einem christlichen Tod in den Hintergrund treten.
Krieg, Hunger und Pest ließen geregelte Sterbefürsorge
und Betattungen kaum noch zu. Aus Angst, sich mit einer
todbringenden Krankheit anzustecken (wenngleich Ansteckung
etwas anders bedeutete als heute), suchte man die Sterbenden
abzusondern, die Toten schnell aus der Stadt zu bringen
und zu vergraben.
Die Armen konnten sich einen Pfarrer kaum leisten - wenn
es überhaupt noch einen Geistlichen für die "letzte
Ölung" in der Stadt gab. Manche waren geflohen,
andere weigerten sich, Krankenbesuche zu machen und etliche
hatten auch selbst den Tod gefunden.
Tote wurden in Massengräber verscharrt, selbst Särge
gedachte die Obrigkeit zu verbieten: Die Verwesung könnte
so zu lange dauern. Und die schädlichen Dämpfe
der Leichname um so länger die Luft verderben. Dort,
wo es noch ein Zeremoniell gab - z.B. für die Reicheren
- fiel es doch knapper aus, meist waren nur der Totengräber
und seine Gehilfen zur Stelle. (Münch, Lebensformen,
S. 484) Wenn überhaupt: "Ietzunder erhube sich
ein solcher mangel an todtengräbern (dann derselben
gar vil starben) das offt die haußgenossen, den verstorbenen
selbert die gräber machen, vnnd die nachbarn einander
haben hinauß tragen müssen", heißt
es in der Chronik des Ulmer Ratsherrn >>
Joseph Furttenbach. Und so versicherte sich der Bürger
der Hilfe seiner Freunde und Nachbarn, die ihn im Falle
seines Todes ein annehmbares Begräbnis bereiten sollten.
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