Mattia Preti: Entwurf für das Pest-Fresko, 1656; Neapel, Galleria Nazionale di Capodimonte
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7. In der Realität...

...sah so manches freilich anders aus.

Die Zustände z.B. während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) ließen gute Ratschläge zu einem christlichen Tod in den Hintergrund treten.

Krieg, Hunger und Pest ließen geregelte Sterbefürsorge und Betattungen kaum noch zu. Aus Angst, sich mit einer todbringenden Krankheit anzustecken (wenngleich Ansteckung etwas anders bedeutete als heute), suchte man die Sterbenden abzusondern, die Toten schnell aus der Stadt zu bringen und zu vergraben.

Die Armen konnten sich einen Pfarrer kaum leisten - wenn es überhaupt noch einen Geistlichen für die "letzte Ölung" in der Stadt gab. Manche waren geflohen, andere weigerten sich, Krankenbesuche zu machen und etliche hatten auch selbst den Tod gefunden.

Tote wurden in Massengräber verscharrt, selbst Särge gedachte die Obrigkeit zu verbieten: Die Verwesung könnte so zu lange dauern. Und die schädlichen Dämpfe der Leichname um so länger die Luft verderben. Dort, wo es noch ein Zeremoniell gab - z.B. für die Reicheren - fiel es doch knapper aus, meist waren nur der Totengräber und seine Gehilfen zur Stelle. (Münch, Lebensformen, S. 484) Wenn überhaupt: "Ietzunder erhube sich ein solcher mangel an todtengräbern (dann derselben gar vil starben) das offt die haußgenossen, den verstorbenen selbert die gräber machen, vnnd die nachbarn einander haben hinauß tragen müssen", heißt es in der Chronik des Ulmer Ratsherrn >> Joseph Furttenbach. Und so versicherte sich der Bürger der Hilfe seiner Freunde und Nachbarn, die ihn im Falle seines Todes ein annehmbares Begräbnis bereiten sollten.

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