Antoine-Jean Gros: Bonaparte bei den Pestkranken von Jaffa, 1804; Paris, Louvre
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3. Pest und Hunger

Die Pest "war schon einige Jahre früher im Morgenland aufgeflammt, (...) um sich dann, ohne Aufenthalt von einem Ort zum anderen eilend, gen Westen auf grauenvolle Weise auszubreiten. (...) Die meisten starben innerhalb von drei Tagen nach den ersten Anzeichen." (Boccaccio: Dekameron, 1348-53, gedruckt 1470, hier Ausg. 1984, S. 12)

Mit diesen Worten beschreibt der italienischer Dichter und Humanist Boccaccio (1313-1375) die furchtbaren Auswirkungen der Mitte des 14. Jahrhunderts in Europa wütenden Pest.

Bis in das 18. Jahrhundert bleib die Pest in Mitteleuropa präsent, flammte hier und da immer wieder auf, riss die Menschen mit in den Tod. Anschließend blieben die Bedrohungen der Pest noch lange im kollektiven Gedächtnis - oder die Gedanken an die Seuche wurden durch außereuropäische Erlebnisse neu entfacht (siehe Bild).

Doch die ansteckende Pest war nicht der einzige Grund für das ständige Bedrohtsein des Lebens. Auch lange Kriege und Naturkatastrophen, die große Hungersnöte nach sich zogen, forderten ihren Tribut, sprich: viele Menschenleben - der Tod war "ganz nahe und vertrauter Bestandteil des Alltagslebens." (Ariès, Geschichte des Todes, S. 34)

Hunger, Krieg und Pest hangen eng zusammen. Es gab kaum ein Entrinnen. Menschen aus dem Umland flohen vor Kriegstruppen in die Städte. Die Felder wurden nicht länger bestellt. In der Stadt waren bald die Essensvorräte aufgebraucht. Der Hunger, schlechte Ernährung und weitere Lebensumstände in der überfüllten Stadt schwächte die Konstitution der Menschen. Kranheitserreger fanden rasch Verbreitung und streckten auch solche Personen nieder, die unter normalen Umständen resistent waren.

Doch der Tod war für die Zeitgenossen, wie gesagt, nicht nur Ende, sondern immer auch Anfang. "Im sterblichen Menschen steckt ein vnsterblicher mensch / es steckt noch ein Kerl in dem Kerl", hieß es in einer Redeweise. (Münch, Lebensformen, S. 481)

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