Hieronymus Bosch: Der Tod eines Geizhalses (Ausschnitt), um 1490; Washington, D.C., National Gallery oft Art
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4. Ars moriendi - die Kunst des Sterbens (Forts.)

In vielen Schriften der ars moriendi-Literatur ist ein Kampf zu beobachten: ein Kampf zwischen Gut und Böse, der direkt am Sterbebett ausgetragen wird. Schutzengel, die Jungfrau Maria oder gar die Heilige Dreifaltigkeit auf der einen, der guten, Satan und seine dämonischen Anhänger auf der anderen, der bösen Seite. (Ariès, Geschichte des Todes, S. 138f.)

Nicht länger das Jüngste Gericht entschied also nun über das weitere Geschick, sondern die letzte Prüfung, die der Sterbende über sich ergehen lassen musste: "Mit Versuchungen im Glauben, mit Verzweiflung, Ungeduld, Hochmut und mit der Erinnerung an irdische Güter dedrängte der Teufel den Menschen, der jedoch Trost und Zuversicht aus dem Beistand der himmlischen Mächte ziehen konnte (...)." (Münch, Lebensformen, S. 481)

Von den überirdischen Wesen und den Kämpfen scheinen die Umstehenden nichts mitzubekommen. Tatsächlich starb man nicht allein - Angehörige, Freunde und Bekannte begleiteten den Sterbenden in seiner letzten Stunde.

Und sie alle hatten, zumindest in katholischen Gebieten, auch nach dem Tod noch ein Wort mitzureden, wenn es darum ging, sicherzustellen, dass die Seele des Gestorbenen auch tatsächlich in das Paradies gelangte: Der wohlvorbereitete Tod allein reichte nicht aus, Fürbitten, Ablässe und Messen taten das Übrige.

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