4. Ars moriendi - die Kunst des Sterbens (Forts.)
In vielen Schriften der ars moriendi-Literatur ist ein
Kampf zu beobachten: ein Kampf zwischen Gut und Böse,
der direkt am Sterbebett ausgetragen wird. Schutzengel,
die Jungfrau Maria oder gar die Heilige Dreifaltigkeit auf
der einen, der guten, Satan und seine dämonischen Anhänger
auf der anderen, der bösen Seite. (Ariès, Geschichte
des Todes, S. 138f.)
Nicht länger das Jüngste Gericht entschied also
nun über das weitere Geschick, sondern die letzte Prüfung,
die der Sterbende über sich ergehen lassen musste:
"Mit Versuchungen im Glauben, mit Verzweiflung, Ungeduld,
Hochmut und mit der Erinnerung an irdische Güter dedrängte
der Teufel den Menschen, der jedoch Trost und Zuversicht
aus dem Beistand der himmlischen Mächte ziehen konnte
(...)." (Münch, Lebensformen, S. 481)
Von den überirdischen Wesen und den Kämpfen scheinen
die Umstehenden nichts mitzubekommen. Tatsächlich starb
man nicht allein - Angehörige, Freunde und Bekannte
begleiteten den Sterbenden in seiner letzten Stunde.
Und sie alle hatten, zumindest in katholischen Gebieten,
auch nach dem Tod noch ein Wort mitzureden, wenn es darum
ging, sicherzustellen, dass die Seele des Gestorbenen auch
tatsächlich in das Paradies gelangte: Der wohlvorbereitete
Tod allein reichte nicht aus, Fürbitten, Ablässe
und Messen taten das Übrige.
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